Digitale Helden von morgen (IV): Sebastian Bächer, Tischlermeister

16.10.2017
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Quelle: Sebastian Bächer
 
Er gilt als Vorreiter in Sachen Digitalisierung. In seinem Betrieb in Köln-Zollstock arbeitet er mit Lasercuttern, 3D-Druckern, einem Roboterarm und Planungssoftware. Darüber hinaus unterrichtet er an der Fachhochschule Köln und hat für Berufsschüler ein digitales Ausbildungsprogramm entwickelt. Für unsere Reihe „Digitale Helden“ heute im Portrait: Tischlermeister Sebastian Bächer (35).
 

Geschäftsführer und Visionär

So vielseitig und bunt wie das Angebot seines Betriebes – das sich von Möbelbau über Objektbau bis hin zu Formenbau erstreckt – ist auch sein Lebenslauf. Nach seinem Abitur hat der gebürtige Kölner zunächst seinen Zivildienst gemacht, ehe er ein Jahr lang als Praktikant in der Entwicklungshilfe in Afrika tätig war. „Auf einer Reise von Kappstadt nach Kairo habe ich beschlossen, Schiffsbauingenieur zu werden“, sagt Sebastian Bächer. „Zurück in Deutschland war ich zunächst Praktikant in einer Schlosserei und dann in einer Tischlerei.“ Die Arbeit des Tischlers hat den damals 22-Jährigen derart begeistert, dass er seine eigentlichen Pläne überworfen und stattdessen eine Ausbildung in einem Tischlerbetrieb begonnen hat. Nach zwei Jahren hat er die Ausbildung abgebrochen, sich dennoch ein Jahr später als externer Prüfling angemeldet und seinen Abschluss erreicht. Heute ist Sebastian Bächer Tischlermeister und führt, gemeinsam mit seinem Schulfreund Georg Bergmann einen Betrieb.
 

Digitale Kommunikation verbindet

Die Affinität zum Thema Digitalisierung ist bereits auf den ersten Blick deutlich zu erkennen. Ein professioneller Webauftritt mit eigenem Onlineshop, den Sebastian Bächer selbst erstellt hat, und regelmäßige Social-Media-Aktivitäten überzeugen zahlreiche Kunden schon vor dem ersten persönlichen Kontakt. Auch sind Unternehmen untereinander teilweise vernetzt, was beispielsweise Bestellvorgänge erleichtert. Intern haben die Mitarbeiter eine WhatsApp-Gruppe gegründet, über die ein reger Austausch stattfindet. Doch nicht nur die externe und interne Kommunikation verändert sich durch die fortschreitende Digitalisierung. Auch die Arbeitsabläufe sind andere als noch vor zehn oder 20 Jahren.
 

Tischer – bald ein Museumsberuf?

Viele Maschinen werden heute per Computer gesteuert, Lagerhaltung und Kundenakten funktionieren digital und technische Neuerungen erweitern das Angebot. „Der klassische Tischlerberuf wird in Zukunft allenfalls eine Nische abdecken“, sagt der 35-Jährige: „Der Tischler von morgen wird um die Arbeit mit digitalen Technologien nicht mehr herum kommen.“ Seit seiner Jugend interessiert sich Sebastian Bächer für Computer und Technik. Seine Mission ist es, Nachwuchshandwerkern und auch alten Hasen zu zeigen, wie spannend die Digitalisierung sein kann und welche neuen Möglichkeiten sie eröffnet. „Digitalisierung fängt schon beim Ausdrucken einer Rechnung an. Wie funktioniert so ein Drucker? Ich möchte ein Grundverständnis dafür vermitteln“, sagt der ambitionierte Tischlermeister. „In Zukunft werden solche kognitiven Fähigkeiten und digitale Kompetenzen gefragt sein. Schon heute tun sich Kollegen leichter, die sich auch privat mit Smartphones und PCs beschäftigen.“
 

Digitale Weiterbildung im Handwerk

Neben Vorträgen an Fachhochschulen und Workshops für Tischlerkollegen hat Sebastian Bächer ein Ausbildungsprogramm für Berufsschüler entwickelt. Rund 25 Berufsschullehrer waren daran beteiligt, die Handwerkskammer hat das Projekt finanziell gefördert. „Ich habe verschiedene Preisgelder gewonnen und diese zusätzlich in das Projekt gesteckt“, sagt Sebastian Bächer. Zunächst soll in diesem Jahr eine „Digitale Woche“ stattfinden, ehe im nächsten Jahr bundesweit an acht Standorten Pilotprojekte starten sollen. Was im Kleinen begonnen hat, hat inzwischen große Wellen geschlagen und wird auf politischer Ebene weitergetragen. „Ein Umdenken hat begonnen“, sagt der Geschäftsführer, der in seinem eigenen Betrieb zwei Auszubildende auf das Berufsleben vorbereitet. „Die Digitalisierung führt zu einem gesellschaftlichen Wandel, der auch Industrie und Handwerk in den nächsten Jahren prägen wird.“

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